Public Listening / Sound@Johanneskirche
Rückblick auf die Klangkunstreihe im Sommer 2024

Public Listening war ein mehrteiliges künstlerisches Projekt, das im Sommer 2024 in der Offenbacher Johanneskirche stattfand. Über sechs Abende hinweg wurden unterschiedlichste Perspektiven auf das Verhältnis von Klang, Raum und Gesellschaft eröffnet – zwischen künstlerischer Forschung, Pop-Zitat, spiritueller Assoziation und kollektiver Erfahrung.

Die Reihe kombinierte experimentelle Musik, Klanginstallationen, Spoken Word, Clubkultur, digitale Bildkunst und performative Interventionen. Im Zentrum stand die Frage, wie sich Kirchenräume durch Klang neu erschließen lassen – nicht nur akustisch, sondern auch gesellschaftlich und sozial. Public Listening untersuchte die Kirche als Dritten Ort: als Zwischenraum jenseits von Wohnen, Konsum und Arbeit, in dem neue Formen der Begegnung und Auseinandersetzung möglich werden.

Inhaltlich wurden Themen wie elektronische Popgeschichte, samplebasierte Musikproduktion, akustische Erinnerung, soziale Wahrnehmung und raumbezogene Performativität verhandelt. Genres wie Field Recording, Ambient, Hyper Pop, Deconstructed Club, Noise, experimentelle Elektronik, Spoken Word und Klanginstallation trafen auf theologische Kontexte und künstlerische Fragestellungen.

Eröffnet wurde die Reihe durch die Installation „Born Slippy“ von Luca Ganz, die KI-generierte Bildwelten mit einer Soundarbeit verband, die sich mit den spirituellen Resten elektronischer Popmusik der 90er auseinandersetzte. Am 15. August wurde mit „Amen, Brother“ ein Abend rund um die ikonische Amen Break kuratiert – mit einer Installation von Alex Barth-Lopez und einem ätherischen Live-Set von Anna-Lena Gutjahr. Neromun (Dustin Christ) und Prof. Dr. Jürgen Blume präsentierten eine Spoken-Word-Performance an der Schnittstelle von Hip-Hop, Musiktheorie und Liturgie. Hanna Launikovich und die Stadtgarde Offenbach eröffneten mit einer queeren Performance zu „Freed From Desire“ von Gala einen popkulturell aufgeladenen Ritualraum. Die international tätige Künstlerin Nunguja brachte mit ihrem Club-basierten Liveset globale Basskulturen in den Kirchraum. Sui_So lud zu einem Soundwalk durch das Offenbacher Nordend ein und übersetzte Field Recordings in eine Performance im Kirchenraum. Die Gruppe World Experience Center entwickelte ein improvisiertes Live-Set, das Deconstructed Club, Hard Techno und Noise zu einer energetischen Klangskulptur verschmolz.

Public Listening war ein Projekt von Luca Ganz in Kooperation mit der Evangelischen Johannesgemeinde Offenbach und der Goethe-Universität Frankfurt, gefördert durch die EKHN Stiftung, den Verlag Andere Zeiten, das Amt für Kulturmanagment Offenbach sowie die Dr. Marschner-Stiftung. Ziel war es, den Kirchraum nicht einfach zu bespielen, sondern ihn gemeinsam mit Künstler:innen, Besucher:innen und Gemeindemitgliedern als sozialen und ästhetischen Resonanzraum neu zu denken. Die Johanneskirche wurde so temporär zu einem akustischen Labor – offen für Irritation, Gemeinschaft und Utopie.

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